Crowdfunding – wie’s für mich war

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

(Hermann Hesse)

Die Crowdfunding Kampagne für den Titelsong des Films Abschiedstournee ist nun fast vorbei, Zeit für mich, ein kleines Resumee zu ziehen.

Zunächst möchte ich mich bei allen bedanken, die gesponsort haben und damit eine neue Idee und eine neue Art der Kulturfinanzierung erkannt und unterstützt haben: Vielen Dank dafür! Auch beim mysherpas Team, das mir während der Zeit immer wieder motivierend zur Seite stand, möchte ich mich bedanken,

Wie alles entstand:

Die Idee, eine solche Crowdfunding Kampagne zu machen hatte ich schon, als Kickstarter damals vor 2 Jahren entstand, aber das passende Projekt dazu fehlte noch. Als Alexander, für den ich seinen ersten Spielfilm “Stepnica” schon vertont hatte, auf mich zu kam mit der ersten Schnittfassung vom neuen Projekt “Abschiedstournee”, war mir die künstlerische Notwendigkeit für den Song “The Good Life” sofort klar: das passte einfach und machte die Szene zu etwas besonderem. Aber mir war eben auch klar, dass ich das Stück nicht mit den üblichen Werkzeugen des modernen Desktop Komponisten auf dem angemessenen Niveau produzieren konnte.

Was ich alles wollte und nicht geschafft habe

  • Ich wollte Videos produzieren, wie Alexander und ich durch den Film gehen und verschiedene Musiken ausprobieren, die Stellen eingrenzen, in denen überhaupt Musik ist bzw. sein muss eben eine normale Temp Session. Das stellte sich vor allem technisch als große Herausforderung dar. Natürlich gibt es Screencapture Software und natürlich kann man parallel dazu mit mehreren Webcams oder sogar einem Camcorder die ganze Sache filmen, aber in der praktischen Umsetzung (drag and drop, Musiksequnzer und Film gleichzeitig offen auf 2 Monitoren mit jeweils 1680X1050 Pixeln.. welches Filmformat zeigt das schon?,), hat es sich als schwer verdaulich für einen Zuschauer herausgestellt. Auch die Tatsache, dass ich eben mal diesen und mal jenen Track probieren wollte und das in Realtime, so wie man das eben macht, war total langweilig. Andererseits, eine “gestellte Session” in der ich einfach 3 verschiedene Sachen schon anliegen hatte und wir so tun, als ob wir überrascht sind wollte ich eben auch nicht zeigenl.
  • Ich wollte das Layout mit einer Sängerin aufnehmen, das hat aber eben das gleiche Problem wie alles im Indiebereich ohne Budget: ich muss mal wieder eine talentierte Sängerin dazu bekommen, ohne Kompensation ihre Zeit und ihr Talent einzubringen. Das macht irgendwann keinen Spass mehr und vergiftet auch die Verbindung zu genau den Menschen, die die Musik zum leben erwecken.
  • Ich wollte Interviews mit den Beteiligten Kreativen (Texter, Regisseur, Musiker, Aufnahmeleiter des Orchesters) machen, die Logistik dafür stellte sich als unüberwindliches Problem dar.
  • Ich wollte alles zweisprachig machen, da ich ja sehr viele internationale Freunde habe. Das bedeutete aber natürlich alles doppelt zu machen. 😉

Was trotzdem passierte

Ich habe das Ziel erreicht und darauf bin ich sehr stolz und freue mich auf die Aufnahmen und darauf, den Song fertig zu machen.

Möglich wurde es zum einen durch die Unterstützung durch viele kleine Beträge aber gegen Ende der Kampagne auch durch eine große Überraschung in Form eines großen Sponsorings in Höhe von 1/3 des Betrages den ich brauchte. Der Sponsor möchte anonym bleiben, was ich auch gerne honoriere, aber aus diesem Sponsoring haben sich Aufgaben ergeben, von denen noch keiner im Moment abschätzen kann, wo sie hinführen. But only good can come of this!

Was ich gelernt habe und weitergeben kann

Eine solche Kampagne braucht die volle Aufmerksamkeit während der Laufzeit, diese Zeit muss man einplanen und sich auch darüber im klaren sein, was das bedeutet: nämlich die Produktion vieler zusätzlicher Inhalte und wenn diese dann auch noch von anderen Leuten abhängig sind, die ständige Abstimmung mit deren Terminkalender. Das ist ab einem bestimmten Level nicht mehr alleine zu stemmen.

Die Inahlte müssen unbedingt vorproduziert sein, also letztlich müssen alle Artikel, Videos und so weiter schon fertig sein, wenn die Kampagne startet. Während die Kampagne läuft muss die ganze Aufmerksamkeit in die Verbreitung der Inhalte fliessen und darf nicht mit deren Produktion beschäftigt sein. Die Kampagne selbst ist wie ein rollender Zug, der ist nicht einfach so zu unterbrechen.

Der Betrag war zu niedrig, oder zu hoch, wie man es sehen möchte. Das Problem ist, dass es natürlich leichter ist, “nur” € 500,- zu sammeln, aber in meinem Fall kann ich eben keine 50 Musiker plust Studio plus Tontechnik für diesen Betrag bezahlen. Ein höherer Betrag würde dann bedeuten, dass man die eigene Arbeitszeit, die für die Kampagne notwendig ist, die vielen Gespräche, Emails, Artikel, Forenbeiträge etc. mit einem bestimmten Betrag einplant um nicht jeden Morgen vor der Entscheidung zu stehen: mache ich jetzt Musik und investiere in meinen Katalog und meine Kreativität und direkt auch in den Film, oder schreibe ich einen Artikel/Newsletter/Forenbeiträge.

Zu guter Letzt bleiben mir aber vor allem zwei Dinge in Erinnerung:

  • Wenn man etwas nicht probiert, dann weiß man auch nicht, ob es klappen könnte.

  • Wenn man etwas probiert, dann geschehen meist Dinge, die vorher nicht abzusehen waren.

Und insofern bin ich mehr als glücklich, es versucht zu haben!

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